Die Geschichte von Viktor Frankl: Was wir von KZ Überlebenden über Glück lernen können

Überblick

Viktor zwinkert seinem Kameraden mit einem Lächeln zu. Dieser nickt ihm mit seinem kahl geschorenem Kopf entgegen.

Ihre Körper sind nicht mehr als Gerippe. Mit einer feinen Haut überzogen, die wie eine Zeltplane dem eisigen Wind auf dem Appellplatz strotzt.

All dies um ein Herz zu beschützen, das zu viel gesehen hat: Kranke, Trauernde, Tote. Ein paar Tage zuvor hatte jener Kamerad fürchterliche Alpträume. Viktor spürte sein Zucken in der Nacht. Sie teilten sich mit weiteren 9 Insassen ein Bett, und zwei zu dünne Decken.

Er fühlte mit seinem Kameraden und wollte ihn wecken. Doch Viktor hielt seine Hand in der Schwebe. Ihm wurde bewusst, dass kein Alptraum so furchtbar sein könnte, wie die Realität, in der er ihn wecken wollte.

Die KZ-Aufseher schreien und treten wahllos Häftlinge, die am Rand stehen. Diese Willkür einer Bestrafung schmerzt noch mehr, als der Schlag des Gewehrkolbens. Viktor hatte Glück einen Platz in der Mitte zu ergattern. Die Reihen vor und hinter ihm schützen ihn vor dem erbarmungslosen Dezemberwind und einer Auslese in ein ungünstiges Arbeitskommando, das den sicheren Tod bedeuten könnte.

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Ein Häftling auf der Liste fehlt. Zur Bestrafung müssen alle anderen Häftlinge auf dem Appellplatz stehen bleiben, obwohl sie die letzten drei Tage und zwei Nächte eingepfercht in einem Viehtransporter standen.

Sie wechselten sich ab, um etwas Schlaf in dem uringetränkten Stroh zu finden. Die Flucht in ihre Träume, in denen sie von Zigaretten, Kuchen und einen warmen Bad träumten.

Viktor träumte von etwas anderem. Er sah einen Saal, über dem eine Kuppel thronte. Vor ihm ein Podest und lauschende Zuschauer. Er spricht dort über die Psychologie des Konzentrationslagers. Vor Menschen, die von seinen Erfahrungen profitieren können.

Von dem Fall und Aufbegehren der Seele. Dem Fegefeuer in ihm, die zerreißende Spannung, die eine Berührung des Stacheldrahts, der mit über 1000 Volt geladen, so köstlich erscheinen lässt.

Dieser Traum hält ihn davon ab, wirklich in den Draht zu laufen, wie sie die im Lager übliche Methode des Selbstmordes nennen. Er nennt es später Dereflexion. Es ist die Fähigkeit sich von seinen Ängsten und Zwängen zu distanzieren. Gar sich selbst zu vergessen und in einem höheren Zweck zu erwachen.

In dieser Nacht knistert nicht der Hochsicherheitszaun, sondern eine andere Spannung: Eine erregte, gar freudige. Manche seiner Kameraden lächelten sogar.

Es war kurz vor Weihnachten

Eine Zeit, in der gewöhnlich ein unverhältnismäßig hohes Massensterben einsetzte. Viktor stellte sich die Frage nach dem Warum. Es lag nicht an den schwereren Arbeitsbedingungen im Winter – wenn der Sparten kaum durch die gefrorene Eisschicht des Ackers dringt.

Es lag auch nicht an einer knapperen Essensration – Sie erhielten weiterhin ihre mageren dreihundert Gramm Brot und den Liter Wassersuppe.

Viktor kam zu dem Entschluss, dass die meisten Häftlinge sich über die Monate an dem Wunsch klammerten, dass sie zu Weihnachten schon wieder daheim sein würden.

Mit jedem Tage und dem fernbleiben der erlösenden Nachricht, dass der Krieg zu Ende sei, verschlechterte sich ihr Gesundheitszustand. Bis sie zu „Muselmännern“ wurden. Menschen, deren Unterernährung sie zu Untermenschen machte.

Zum Arbeiten nicht mehr nütze und zur Gaskammer verdammt.

Träumer überleben

Doch sie stehen hier. Mögen die Wachmänner noch so schreien und prügeln. Sie stehen hier. Mit einem „Warum“ im Herzen, dass alles „Wie“ ertragen lässt.

Bei manchen ist es ein geliebtes Kind, bei anderen ein unvollständiges Werk. Sie sind unersetzlich für jene Menschen oder für jene Kunst. Sie dürfen nicht aufgeben, nicht aufhören zu träumen.

Wer an seines Zukunft nicht mehr zu glauben vermag, ist im Lager verloren“.

Es sind Träumer, die im Konzentrationslager überlebten. Die ein Reich geistiger Freiheit in sich gefunden haben, in das sie sich zurückziehen konnten.

Jene Männer, mit den Körpern von Kindern und Eisstollen an den Schuhfetzen. Zitternd, schlotternd und doch lächelnd.

Dieses kann ihnen heute kein Kapo nehmen, der als Lagerleiter sein Cäserwahn an ihnen auslebt. Auch kein Sturm oder der grimmigste Frost.

Denn es fällt Schnee auf ihre kahl geschorenen Köpfe und keine Asche. Sie waren in einem Lager angekommen, das keinen Kamin hatte. Der Zug war an Mauthausen vorbeigefahren. 

Es war wie an diesem einen freudigen Tag, als aus den Duschen in Auschwitz wirklich Wasser tropfte…


Es gibt Geschichten, die wir einfach teilen müssen. Die Geschichte von Viktor Frankl aus seinem Buch „… trotzdem Ja zum Leben sagen“ gehört zweifelsohne dazu.

Ich bitte dich dieses kurze Buch zu lesen. Es stellt unser Leben, mit unseren Problemen in eine andere Perspektive und kann über so manch Leiden erheben.

7 Dinge, die ich von Viktor Frankl gelernt habe

  1. Egal, was ich gerade für Schwierigkeiten in meinem Leben habe. Verpasste Liebe, verspätete Bahn, ein unbedachtes Wort von Freunden… es sind doch nur Kleinigkeiten.
  2. Träume sind mehr als nur Motivatoren. Sie sind wichtig für unsere geistige und seelische Gesundheit.
  3. Im größten Leid steckt die Chance zur wahrhaftigen menschlichen Größe. Diese Möglichkeit erleben nur wenige von uns. Sollten wir dann nicht in unserem Alltag alles daran setzen Dankbarkeit und Freude zu kultivieren? Ein Häftling sagte: „Ich bin meinem Schicksal dankbar dafür, dass es mich so hart getroffen hat. Denn in meinem früheren, bürgerlichen Leben war ich zu verwöhnt und mit meinen geistigen Ambitionen war es mir wohl nicht ganz ernst.“
  4. „Ein Gemütsregung, die ein Leiden ist, hört auf, ein Leiden zu sein, sobald wir uns von ihr eine klare und deutliche Vorstellung bilden.“ – Spinoza
  5. Unser Geist bestimmt über unseren Körper. Wenn er aufgibt hat der Körper keine Chance mehr.
  6. „War uns der Sinn des Leidens einmal offenbar geworden, dann lehnten wir es auch ab, die Leidfülle des Lagerlebens zu verharmlosen oder zu verniedlichen, indem wir sie „verdrängten“ und uns über sie hinwegtäuschten – etwa durch billigen oder verkrampften Optimismus. Für uns war auch das Leiden eine Aufgabe geworden, deren Sinnhaftigkeit wir uns nicht mehr verschließen wollten. Für uns hatte das Leiden seinen Leistungscharakter enthüllt.“ S.113
  7. „Wir haben den Menschen kennengelernt wie vielleicht bisher noch keine Generation. Was ist also der Mensch? Er ist das Wesen, dass immer entscheidet, was es ist.“ S. 131

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